SPRECH-Nachrichten, 18. Aug. 2008

Wahl-Special: „Ist Glaubwürdigkeit hörbar?“

In den Trainings bei sprich mit mir geht es immer wieder um die Frage, wovon Überzeugungsvermögen und Glaubwürdigkeit abhängen und wie man daran arbeiten kann. Was hat Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft mit Sprechweise zu tun? Kann man anhand Mimik, Formulierungen und Stimmklang erkennen, wie ernst jemandem die Inhalte sind, die er oder sie verkündet?

Ja, man kann! Meine langjährige Arbeit mit Managern und Entscheidungsträgern hat meinen KlientInnen und mir immer wieder aufgezeigt, wie eng Sprache und Ausdruck mit dem persönlichen Überzeugungsvermögen verbunden sind. Das geht Hand in Hand mit internationalen Wirtschafts-Studien, wonach das Unternehmensimage und die Anlagestrategie zu zwischen 50 - 80 % von der Performance der Geschäftsleitung/ des CEO abhängen (s. z.B. TNS Emnid, 2001). D.h. analog: ein Spitzenkandidat muss kraft seiner Persönlichkeit und Ausdrucksstärke für die Anliegen seiner Partei stehen.

Es ist nie das stereotype Wiederholen von Wahlslogans, das Eindruck macht. Es sind ganz gewiss keine offensichtlich eingelernten Gesten, die von Offenheit und Souveränität zeugen. Es sind auch keine endlosen, inhaltslosen Sätze, die zwar von Eloquenz aber letztlich ebenso von einem Unvermögen, sich festzulegen zeugen. Es ist die Persönlichkeit, die zählt; und die Werte für die eine Person steht sind über ihren persönlichen Ausdruck sicht- und hörbar. Und es sind die Bürgerinnen und Bürger die mit ihrer Stimme sich für bestimmte RepräsentantInnen entscheiden!

Nach knapp 10jähriger Tätigkeit im Sprechtraining (Seminare und Sprech-Coaching) hat sich herauskristallisiert, dass das Thema Sprechen nie isoliert betrachtet werden kann. Es ist immer ein Zusammenspiel von Sprechtechnik, Persönlichkeit und sprachlicher Gewandtheit. Atmung, Haltung, Artikulation, Stimmgebung – alles hat zu tun mit Muskelspannung im Körper, mit Sicherheit im Auftreten und mit verbaler Darstellungskraft.

Sprechtipp: „Die tägliche Morgenansprache“ – eine Übung zur Redefreudigkeit

Machen Sie es sich zur Angewohnheit, täglich eine kurze Rede zur Lage der Nation zu halten … oder eine Präsentation, die heute fällig ist … oder eine Überzeugungsrede, die ansteht. Jeder Tag ist voll von Rede-Gelegenheiten – werfen Sie einen Blick darauf und üben Sie.

Stellen Sie sich vor den Spiegel und beobachten Sie Ihre Mimik/Gestik – wie aussagekräftig ist sie? Achten Sie auf Satzbau und Satzlänge. Und versuchen Sie inhaltlich beim Thema zu bleiben und gut aufgebaut zum Ende zu kommen. Ihre Haltung ist aufgerichtet und Ihre Stimme tönt gut und klingt frei.

Das wird Ihnen am Anfang ziemlich doof vorkommen. Machen Sie’s trotzdem. Sie gewinnen Vertrauen in Ihr verbales und nonverbales Darstellungsvermögen und es wird plötzlich auch im Alltag einfacher bestimmte schlechte Angewohnheiten zu vermeiden (Ah’s, Endlossätze, etc.)

Buchtipp: „Dialektik für Manager“ (Rupert Lay)

Untertitel: „Methoden des erfolgreichen Angriffs und der Abwehr“. Ein Klassiker unter den Lehrbüchern, mit klaren theoretischen Einführungen und guten praktischen Übungen. Besonders liebe ich den Einführungssatz: „Wer andere Menschen groß macht, wird selber groß; wer andere klein macht, wird selber klein.“

„Dialektik für Manager“ von Rupert Lay auf Amazon

Sprechtrainerin Petra Maria Berger: "Darüber freuen wir uns." (Foto: www.weinfranz.at)

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