SPRECH-Nachrichten, 26. Aug. 2014

Leitartikel: „Ihr Auftritt, bitte!“

Wie Sie vor Publikum die sein können, die Sie sein möchten.

Reden vor Zuhörern ist peinlich – warum?

„Na, weil ich keine gute Figur mache, da vorne. Weil ich Schwachsinn rede. Weil ich immer viel zu schnell/leise/lange rede. Weil ich mir einfach blöd vorkomme.“
Ja, so geht es sehr vielen Menschen. Diese exponierte Stellung und die vielen (oder auch: die wenigen) Augen und Ohren die auf uns gerichtet sind, machen uns nervös. Alles was uns schon einmal misslungen ist, oder was uns noch misslingen könnte, schießt uns durch den Kopf. Und genau diese negativen Selbst-Kommentare sabotieren unseren Auftritt. Aber wie kann man sie ausschalten? Gedanken gehorchen doch nicht, oder? … Doch das tun sie.

Es benötigt ein wenig Übung

Wie alles, was wir körperlich und mental erreichen wollen, benötigen wir ein wenig Übung: Ausstrahlung ist der Ausdruck inneren Strahlens. Es ist also etwas, das zuerst im Innen entstehen muss, damit es nach draußen dringen und wahrgenommen werden kann. Anstatt „Zweifel“ steht dann also vielleicht „Begeisterung“ auf Ihrer Stirn geschrieben. Fein. Und wie komme ich zu dieser inneren Haltung? - Wie bei jeder anderen Rolle, die ich in meinem Leben ausfülle: wie bin ich als Bankberater hinter dem Schalter? – als Mutter vor den vollen Babywindeln? – als feuriger Liebhaber? – als willensstarke Hundeführerin? Alle Rollen die wir im Laufe unseres Lebens einnehmen, brauchen einige male, bis wir uns in der Rolle wohlfühlen und genau wissen, wen wir wie darstellen. Und in jeder Rolle bin ich ich – nur in unterschiedlichen Versionen. Richard Daniel Precht nannte seinen Bestseller „Wer bin ich? Und wenn ja, wie viele?“;

Sie fügen der Fülle Ihrer Persönlichkeit noch eine Variante hinzu

Der Präsentator, die Rednerin. Wie stellen Sie sich idealerweise vor, wenn Sie da vorne stehen? Welche Haltung, welche Stimme, welche Worte? Stehen Sie auf! Ja! Jetzt! Stellen Sie sich die Zuhörer vor sich vor und üben Sie, die Person darzustellen, die Sie da vorne sein wollen. Es ist eine Rolle – nicht mehr und nicht weniger. Üben Sie, sie gut auszufüllen – je öfter Sie üben (= allein!!), umso besser werden Sie sein. Sprechen Sie laut, damit Sie sich selber hören können und Ihr Gehirn diese Haltung und diese Stimmführung auch später als „erprobt“ erkennen kann und nicht boykottiert. Geben Sie sich selbst einen Namen in dieser Rolle: „xxxx“. So wie Sie in anderen Rollen unmissverständlich „Papa“, „Schatz“, „Susi“ oder „Herr Doktor“ genannt werden. Niemand würde die Rollenbezeichnungen und die dazugehörigen Verhalten untereinander tauschen - sie gehören zu dieser Person - in nur diesem Kontext. Nach einigen Übungseinheiten als Redner, als Vortragende, gehören Körpersprache, Stimme und Inhalt eindeutig zu „xxxx“ und die Saboteure „Selbstzweifel“ werden obsolet.

„Fake it, `til you make it!“

Es verhält sich ganz genau so, wie mit jedem anderen Können: – ob Klavierspielen oder Karate. Nur weil ich laufen kann, kann ich nicht Tennis spielen. Ich würde eine ziemlich schlechte Figur auf dem Platz machen. Und wenn ich nach zwei Monaten wieder hingehe, und mich wahrscheinlich wieder blamieren werde, weiß ich es endgültig: ich werde wieder den und den und den Fehler machen. … Naja: Ich spiele halt nicht gern Tennis! … Vielleicht aber doch? Mit ein wenig Training?

Professionalität ist eine ausgewogene Mischung aus Disziplin und Leidenschaft

Es ist der Ausspruch einer meiner Lehrer der mir den Weg gewiesen und seither meine Auftritte begleitet: „Professionalität ist eine ausgewogene Mischung aus Disziplin und Leidenschaft“. Es ist die Disziplin, nur die Gedanken und Handlungen zuzulassen die hierher gehören und die Leidenschaft, die für die Sache brennen muss.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Entdeckung der neuen Variante Ihrer selbst!

Sprechtrainerin Petra Maria Berger: "Darüber freuen wir uns." (Foto: www.weinfranz.at)

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